Mythen

Mit großen Bannern werden aktuell viele Falschinformationen und Halbwahrheiten verbreitet. Die Realität ist aber selten so einfach. Um eine tiefere Beschäftigung mit den einzelnen Argumenten kommt man nicht herum.

Wir sind überzeugt, dass Fakten, Quellen und logische Argumente am Ende deutlich überzeugender sind als übergroße Plakate an Bundesstraßen.

Mythos: Aus klimatischer Sicht (CO2) ist das Verarbeiten des Holzes viel sinnvoller als Totholz liegen zu lassen

Auf den ersten Blick scheint es logisch: Holz, welches „hunderte Jahre“ im Dachstuhl verbaut wurde, bindet langfristig CO2. Und Holz, welches verrottet, gibt dieses schneller ab. Aber diese extrem einfache Betrachtung entspricht nicht der Realität und ist schlicht unwissenschaftlich.

Denn eine Jahrhunderte lange Bindung in Dachbalken stellt eher den extremen Ausnahmefall dar. Ein großer Teil des geernteten Holzes wird zeitnah verbrannt. Aber auch das verbaute Holz wird in der Regel spätestens nach wenigen Jahrzehnten verbrannt. Am Ende ist die Bindungsdauer in Totholz und Waldboden dann entsprechend statistisch deutlich länger.

Eine Studie der Technischen Universität München und die Nationalparkverwaltung Bayrischer Wald sagt dazu:

„In nutzungsfreien Wäldern wird CO2 länger gebunden als in Holzprodukten“ und „Der Vorwurf, Wirtschaftswald speichert CO2, während Naturschutzwälder als CO2-Quelle agieren, hält einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand.“

Sowohl Holzprodukte als auch Totholz speichern CO2 – und zwar so lange, bis die Holzprodukte nicht mehr gebraucht und entsorgt werden oder das Totholz verrottet ist. Untersuchungen in Thüringen zeigten, dass Nutzholz eine mittlere Verweildauer von 21 Jahren hat.

Das heißt, dass nach 20 bis 25 Jahren 66 Prozent der Masse der Holzprodukte verbrannt sind. Die mittlere Verweildauer von Totholz im Wald liegt bei 40 bis 50 Jahren. „Totholz hält CO2 also deutlich länger zurück“, erklärt Dr. Franz Leibl, Leiter des Nationalparks.

Auch das heute übliche Bearbeiten des Waldes mit extrem schweren Gerät (Harvester) verursacht klimatische Effekte, die gerne vergessen werden:

 „Verbleibendes Totholz gleicht die Humusverluste des Bodens etwas aus, während Verletzung und Durchmischung des Oberbodens durch schweres Gerät sie erhöhen.“

Als Fazit ist daher klar:

„Die Wälder des Nationalparks wie auch anderer Naturschutzwälder sind in den kommenden Jahrzehnten eine Nettosenke für Kohlendioxid.“

Mythos: Ein Nationalpark Egge gefährdet die Holzversorgung der Holzindustrie in der Region

Solche und ähnliche Argumente finden sich vor der Einrichtung jedes Nationalparks. Zu einem Sterben der örtlichen Holzindustrie kam es jedoch bei keinem der anderen Nationalparks. So existieren die Betriebe, die vor 10 Jahren medienwirksam gegen eine Einrichtung des Nationalparks Schwarzwald waren auch heute noch.

Die Mengen des verfügbaren Holz aus dem Landesforst in der Egge, die in der Region verbleiben, werden überschätzt. Ein Großteil wird außerhalb der Region verkauft – größtenteils sogar außerhalb von NRW.

Bild: Verkauf vor Kalamität, Quelle: Dr. Bockwinkel, NOZ GmbH

Betrachtet man den Verkauf von Holz aus den Landeswäldern der Egge seit den Borkenkäferschäden, werden sogar nur noch 12 % im Hochstift verkauft.

Bild: Verkauf während Kalamität, Quelle: Dr. Bockwinkel, NOZ GmbH

Insgesamt entspricht der Suchraum am Ende ca. 0,6 % der nutzbaren Holzmenge in NRW. Eine Existenzgefährdung von Betrieben dürfte angesichts der tatsächlichen Faktenlage daher eher ausgeschlossen sein. Die Betriebe werden ihre Holzbedarfe problemlos aus den Wäldern der Region beziehen können, die nicht im Nationalpark enthalten sind.

Dass dies einen zusätzlichen Aufwand für Betriebe bedeuten kann, ist möglich. Dies steht aber in keinem Verhältnis zu kursierenden Behauptungen von „Tausenden“ gefährdeten Arbeitsplätzen der Holzindustrie.

Quelle: Dr. Bockwinkel, NOZ GmbH

Mythos: Ein Nationalpark ist teuer und lohnt sicher für die ansässigen Gemeinden nicht

Das Gegenteil ist der Fall!

Die NRW-Landesregierung möchte einen zweiten Nationalpark in NRW einrichten. Dieser wird vollständig aus Landesmitteln finanziert. Weder die Kreise; noch die Kommunen müssen Geld beisteuern. Das ist bereits gesetzt und steht fest.

Offen ist daher einzig die Frage, ob der Nationalpark in unsere Region oder eine andere Region kommt. Somit haben wir es in der Hand ob die vielen Millionen Euro an Investitionen in unsere Region fließen oder an das andere Ende von NRW. So ist der Nationalpark viel mehr ein Geschenk der Landesregierung, welches wir nur noch annehmen müssen.

Mythos: Die Artenvielfalt/Biodiversität ist in einem Naturwald schlechter als im Wirtschaftswald/Freiflächen

Dieser Mythos hält sich leider hartnäckig. Tatsächlich werden dazu nie Quellen genannt. Eine eigene Recherche zeigt: Für spezielle Teilbetrachtungen (bestimmte Pflanzenarten) stimmt die Studienlage dem auch zu. Dies ist mutmaßlich der Ausgangspunkt dieses Mythos.

Eine gesamtheitliche Betrachtung kommt jedoch zu einem eindeutigen – und gänzlich anderen – Ergebnis.

„120 Vergleichsuntersuchungen wurden europaweit in einer einer Studie zur Biodiversität in bewirtschafteten und unbewirtschafteten Wäldern analysiert mit folgendem Ergebnis: Generell gesehen ist die Artenvielfalt in unbewirtschafteten Wäldern geringfügig höher als in bewirtschafteten.

Betrachtet man aber Arten, die an Kontinuität der Waldbedeckung, an Totholz oder an große Bäume angewiesen sind, so werden diese von Bewirtschaftung nachweislich negativ beeinflusst (Moose, Flechten, Pilze, Totholzkäfer). Im Gegenzug dazu werden Gefäßpflanzen von Bewirtschaftung begünstigt. Bei Vögeln ist das Ergebnis heterogen und hängt wahrscheinlich eher von anderen Faktoren wie z.B. dem Landschaftsmosaik ab. Die Unterschiede zwischen bewirtschaftet und unbewirtschaftet vergrößern sich mit der Dauer der Nichtbewirtschaftung und indizieren damit die Wiederherstellung der (ursprünglichen) Artenvielfalt.

  • Der Vergleich von Natur-und Wirtschaftswäldern zeigt, dass verschiedene Spechtarten bezüglich ihrer Anzahl an Brutpaaren je 10 km² im Naturwald deutlich häufiger vertreten sind. „Die europaweit seltensten Spechtarten, der Dreizehenspecht und der Weißrückenspecht, kommen praktisch nur noch in Naturwäldern vor.“
  • Untersuchungen zur Artenvielfalt in den drei Urwäldern Bialowieza (Polen), La Massane (Pyrenäen) und Bödmerenwald (Schweiz) zeigen neben ihrer hohen Artenvielfalt die Bedeutung dieser Wälder dafür, dass „Urwaldreste unzähligen und auch ökologisch spezialisierten seltenen Arten Lebensraum bieten, von denen manche aus den Wirtschaftswäldern ganz verschwunden sind.“
  • Im Nationalpark Hainich wurde festgestellt, dass mit 2 144 nachgewiesenen Käferarten ein Drittel aller Käferarten Deutschlands dort vorkommen. „Der Hainich ist mit insgesamt 522 Holzkäfern eines der artenreichsten Gebiete Thüringens. Für Thüringen gelangen 26 Neufunde und 40 Wiederfunde, für Ostdeutschland 3 Neufunde und sogar einer für Deutschland. Für 22 Arten stellt der Nationalpark aktuell den einzigen Fundort in ganz Thüringen dar.“


Artenvielfalt und Nationalpark? – Erkenntnisse aus der Naturwaldforschung, Dr. Patricia Balcar

Die Studien sind das eine. Letztendlich ist aber völlig klar: In der Natur gibt es sehr viele spezialisierte Arten, die insbesondere auf hohe Mengen an Totholz angewiesen sind. Es ist daher nicht damit getan einen simplen Vergleich der Anzahl von Tieren und Pflanzen auf einer Fläche anzustellen. Ein Wirtschaftswald wie er überall in Deutschland vorkommt, kann auch nur die auf ihn angepassten Tiere und Pflanzen beherbergen. Da es kaum noch Naturwald gibt, haben jedoch auf ihn spezialisierte Arten keine Heimat mehr. Und eben um diese Arten geht es. Daher sollte „Artenvielfalt“ nicht lokal gedacht und gezählt werden.

Mythos: In einem Nationalpark werden Douglasien grundlos entfernt

Dieses Argument stammt aus dem Nationalpark Eifel. Dieser entfernte tatsächlich über viele Jahre die meisten Douglasien. Es ist aber ein gutes Beispiel, wieso sich eine genauere Betrachtung der Fakten lohnt.

Wieso hat der Nationalpark Eifel Douglasien entfernt? Gab es dafür gute Gründe?

Aus Sicht der Holzwirtschaft ist der Anbau von Douglasien lohnenswert. Der Baum ist relativ trockenresistent und soll die Holzindustrie in kommenden Jahren versorgen.

Was ist aber mit der Natur? Tatsächlich ist die Douglasie ein Fremdling. Während sich Tier- und Pflanzenwelt seit vielen Tausenden von Jahren auf einen Eichen/Buchen-Mischwald eingestellt haben, stammt dieser Baum aus Amerika. Für die Tier- und Pflanzenwelt ist das hochproblematisch. Viele haben in einem Douglasienwald kein zuhause. Außerdem würden sich Douglasien über einen langen Zeitraum unkontrolliert in einem Nationalpark ausbreiten. Dies würde das Schutzziel erheblich gefährden.

Der Nationalpark Eifel schreibt, dass „es absehbar ist, dass diese Baumart im Nationalpark Eifel über kurz oder lang die einheimischen Arten verdrängen und auf diese Weise das hier von der Natur vorgesehene, vorherrschende Gleichgewicht empfindlich stören würde.“

Mythos: Durch einen Nationalpark werden die Menschen ausgesperrt/das Betreten verboten

In einem Nationalpark

  • wird niemals Eintritt verlangt.
  • ist das Betreten vielmehr ausdrücklich erwünscht.
  • gibt es keine Zäune, die ihn eingrenzen.
  • ist die Jagd notwendig und erlaubt – allerdings heißt es im Nationalpark “Wildtiermanagement”. Es gibt keine Trophäenjagd.
Mythos: Das Wandern/Radfahren wird durch den Nationalpark unattraktiv

Falsch! Der Eifelverein („Eggegebirgsverein“ der Eifel) bezeichnet seinen Nationalpark als “Wander-Mekka”. Durch einen Nationalpark kommt es stellenweise zum Rückbau der breiten, geschotterten Forststraßen.

In einem Wegekonzept, das unter großer Beteiligung erarbeitet wird, werden die bestehenden und künftigen Wanderwege herausgearbeitet. So gibt es in anderen Nationalparks “Wildnispfade”, Baumwipfelpfade.

Eine Nationalparkverwaltung kann auch Wandervereine entlasten – wie der Eifelverein berichtet. Durch den demografischen Wandel ist der Erhalt und die Pflege eines attraktiven Wandernetzes immer schwieriger geworden. In guter Zusammenarbeit hat der Eifelverein so ein attraktives Nationalpark-Wandernetz geschaffen.

Mythos: Dass der Nationalpark den Tourismus nennenswert ankurbelt, ist unsicher oder gar unwahrscheinlich

Die Nationalparks in Deutschland kurbeln den Tourismus in ihrer Region messbar und stark an. Nationalparks sind nachweislich Publikumsmagneten.

Die DEHOGA-Vizepräsident OWL und Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverband Höxters Dr. Joachim Avenarius:

„Gäste suchen Höhepunkte“, „Ein absoluter Zugewinn“ und „Wir sehen hierin die riesengroße Chance, unsere Urlaubsregion weiterzuentwickeln und zu stärken“
Quelle: NW und Westfalen-Blatt

Mit vielfältigen Naturerlebnis- und Umweltbildungsangeboten geben Nationalparke wertvolle Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung der Regionen – dies kann man deutlich am Beispiel des Nationalparks Eifel sehen. Eine Untersuchung aus den Jahren 2014/2015 zeigt, dass der Tourismus im ersten Nationalpark Nordrhein-Westfalens einen Bruttoumsatz von über 30 Millionen Euro einbrachte, was rechnerisch 674 Arbeitsplätzen entspricht.

Der Nationalpark Eifel generiert damit einen wirtschaftlichen Mehrwert, der wiederum die gesamte Nationalparkregion nachhaltig vitalisiert hat. Seit der ersten Untersuchung im Jahr 2007 haben sich die jährlichen Besuchszahlen bis heute auf über eine Million Besucherinnen und Besucher gesteigert und damit mehr als verdoppelt.

Weitere Informationen zu den sozioökonomischen Effekten des Nationalparks Eifel finden sich hier. Auch aus anderen Bundesländern können ähnliche Erfahrungen berichtet werden: So zeigen beispielsweise die Nationalparke Bayerischer Wald und Jasmund deutlich, dass der Naturtourismus die regionale Wirtschaftsentwicklung befördert.
– Quelle: Landesregierung NRW

Dies belebt nicht nur die Orte, sondern schafft auch Einnahmen (Kurtaxe, Gewerbesteuer) von denen sämtliche Einwohner stark profitieren. Die Kommunen investieren diese Gelder in Straßen, Infrastruktur, Schulen, KiTas etc.

Mythos: Durch den Nationalpark werden Privatwaldbesitzer enteignet

Niemand wird enteignet, denn es sollen ausschließlich Landes-Waldflächen genutzt werden. Sämtliche weitere Flächen können freiwillig von Kommunen oder Privatpersonen zur Verfügung gestellt werden.

Mythos: Ein Nationalpark Egge ist gar nicht möglich, weil ICE-Strecke, A44, B1, B64, B68 ihn durchschneiden würden

Falsch! Die Egge erfüllt die Kriterien für einen Nationalpark, denn sie ist “großräumig, weitgehend unzerschnitten und von besonderer Eigenart” (§ 24 BNatSchG)

Im Nationalpark Hunsrück gibt es beispielsweise zwei Bundesstraßen, die diesen Nationalpark deutlich stärker zerschneiden. Im Nationalpark Eifel sind es gleich 3 Bundesstraßen, die den Park zerschneiden. Und dennoch spricht Ihnen niemand ab, dass sie geeignet sind. Zu Recht – denn es gibt große, zusammenhängende Gebiete. Genau wie in unserer Egge.

Bild: Nationalpark Eifel wird von 3 Bundesstraßen zerschnitten

Die Situation in der Egge ist tatsächlich sogar viel besser als es zunächst aussieht:

Egge Nord: Die beiden Zugstrecken sind fast durchgängig untertunnelt – haben also keine Auswirkungen. Die B64 hat eine gut angenommene Grünbrücke, mitsamt eingezäunter Straße. Damit ist der Bereich Egge Nord vollständig durchlässig. Die B1 wiederum ist gar nicht in der möglichen Gebietskulisse enthalten.

Egge Süd: Die A44 und die B68 durchtrennen den Suchraum lediglich im Randbereich, sodass sehr große zusammenhängende Teile verbleiben. Die A44 ist durch eine riesige Talbrücke ohnehin gut durchlässig. Eine faktische Zerschneidung existiert daher dort einfach nicht.

Bild: Suchraum eines möglichen Nationalparks Egge in dunkelgrün, Förderverein Nationalpark Egge

Mythos: Es wird dauerhafte Einschränkungen der Bewirtschaftung auf landwirtschaftlichen Flächen geben

Falsch! Landwirtschaftliche Flächen sind nicht Teil des Nationalparks und es wird auch keine Einschränkungen für diese geben. Dies ist auch bisher bei keinem Nationalpark der Fall gewesen – es gibt keine Grundlage für dieses Argument.

Mythos: Ein Nationalpark fördert Tierseuchen

Dafür gibt es keine Belege. Bei einem Ausbruch einer Tierseuche wird tatsächlich notfalls das Gebiet bejagt.

So z.B. im Nationalpark Hunsrück-Hochwald:

Wenn zu hohe Wildtierbestände die Entwicklungsziele des Nationalparks gefährden, kann eine Bestandsregulierung von Wildtieren mit jagdlichen Mitteln erforderlich werden. Gleiches gilt, wenn übermäßige Wildschäden im Außenbereich des Nationalparks drohen oder Tierseuchen bei Wildtieren zu bekämpfen sind.

Mythos: Es wird vermehrte Wildschäden für Landwirte und Forstwirte geben

Falls übermäßige Schäden auftreten, würde entsprechend durch das Wildtiermanagement (Jagd) eingegriffen.

So z.B. im Nationalpark Hunsrück-Hochwald:

Wenn zu hohe Wildtierbestände die Entwicklungsziele des Nationalparks gefährden, kann eine Bestandsregulierung von Wildtieren mit jagdlichen Mitteln erforderlich werden. Gleiches gilt, wenn übermäßige Wildschäden im Außenbereich des Nationalparks drohen oder Tierseuchen bei Wildtieren zu bekämpfen sind.

Mythos: Die Kommunen/Kreise geben die Entscheidungsgewalt in Ihrer Region aus der Hand

Falsch! Die Nationalparkverordnung z.B. des Nationalparks Eifel normiert folgende Gremien, u.a. mit einem Vetorecht:

In ihrer Arbeit wird die Nationalparkverwaltung Eifel von den Nationalpark-Gremien unterstützt: Seit Gründung des Nationalparks Eifel 2004 tagen diese Gremien, bestehend aus der Nationalpark-Arbeitsgruppe und dem Kommunalen Nationalparkausschuss, regelmäßig  – dadurch ist gewährleistet, dass die Interessen der Bevölkerung vertreten sind. Zweimal jährlich unterrichtet die Nationalparkverwaltung den Ausschuss über alle Planungen und Maßnahmen.

  • Der Kommunale Nationalparkausschuss setzt sich aus dem Kölner Regierungspräsidenten, den Landräten der drei beteiligten Landkreise (Städteregion Aachen, Kreis Düren und Euskirchen), den Bürgermeistern der neun Nationalpark-Kommunen Heimbach, Hellenthal, Hürtgenwald, Kall, Mechernich, Monschau, Nideggen, Schleiden, Simmerath und dem Vorstandsvorsitzenden des Wasserverbandes Eifel-Rur zusammen.
  • Seine Mitglieder gehören auch der Nationalpark-Arbeitsgruppe an, in der zudem Vertreter aus 30 Behörden, Verbänden und anderen relevanten Gruppen mitarbeiten.
  • Zum Thema Wildbestandsregulierung im Nationalpark Eifel erweitert sich der Personenkreis der Nationalpark-Arbeitsgruppe um Vertreter aus elf weiteren Institutionen.

In Fragen, die den Nationalparkplan – einschließlich des Wege- und Maßnahmenplans –  und langfristige Planungen betreffen, hat der Nationalpark-Ausschuss ein Vetorecht. Davon machten die Mitglieder der Gremien seit Gründung des Nationalparks im Jahre 2004 nie Gebrauch.  

https://www.nationalpark-eifel.de/de/ueber-uns/nationalpark-gremien/

Fragen und Antworten

Klartext: Wieso gibt es so große Widerstände, wenn ein Nationalpark so viele Vorteile bietet?

Zunächst einmal sollte festgehalten werden: Alle bekannten Umfragen sprechen vielmehr dafür, dass eine gewaltige Mehrheit für einen Nationalpark ist.

Die Proteste scheinen so groß und laut, weil sie professionell organisiert sind und mit großen, bildgewaltigen Maschinen aufgetreten wird.

Klar ist: Berechtigte Sorgen sollten Ernst genommen werden. Sie sollten gehört werden und man sollte in der Nationalparkverordnung auch Lösungen finden. Und genau dies passierte auch bislang in jedem Nationalpark. Die Proteststimmen sind bislang in jedem Nationalpark verhallt. Stattdessen steigt mit jedem Jahr die Zufriedenheit über den Nationalpark – sogar in den direkt anliegenden Gemeinden.

Treiber der Kampagne sind einige Akteure aus Holzwirtschaft, Jägerschaft und Landwirtschaft. Sie sind gut vernetzt und haben großen Einfluss – insbesondere auch auf die CDU in den Kreisen Höxter und Paderborn.

Holzwirtschaft: Die Transformation des Nationalparks wird viele Jahrzehnte dauern. Auch die Mengen des Holz sind nicht so groß wie man der Kampagne vernehmen würde. Dass Arbeitsplätze ernsthaft gefährdet sind, ist nicht ernsthaft erklärbar. Dennoch bedarf es hier vor der Einrichtung eines Nationalparks einer strengen und genauen Prüfung. Es muss für tatsächlich betroffene Betriebe unbedingt Lösungen geben und dafür setzen wir uns ein! Wir sind aber zuversichtlich, dass dies gelingt – wie bislang in jedem anderen Nationalpark.

Jägerschaft: Einige Akteure der Jägerschaft befürchten offenbar Gebietsverluste für ihre Jagd. Im Nationalpark wird jedoch – in Form des Wildtiermanagements – sehr wohl gejagt. Die klassische Trophäenjagd entfällt.

Landwirtschaft: Am unklarsten sind die Argumente der Landwirtschaft. Dass ein Nationalpark Beschränkungen für die Landwirtschaft bedeutet, gab es bislang noch nirgends. Auch dass Tierseuchen durch einen Nationalpark gefördert würden, ist unwissenschaftlicher Unfug. Es gibt keinerlei Belege, die dazu angeführt werden könnten. Zuletzt wird gerne das Argument „Verbiss“ angeführt: Tatsächlich ist dies bei bestehenden Nationalparks kein Problem, da es einen einheitlichen Ansprechpartner gibt.

Ist unsere Egge wirklich so besonders, dass es einen Nationalpark rechtfertigt?

Ja, die Egge ist weiträumig tatsächlich sehr besonders und kein „normaler“ Wald. Untersuchungen von Gebieten in ganz NRW zeigen, dass die Egge durch ihre Eigenart tatsächlich der beste Kandidat für den ausgeprägten und dauerhaften Schutz durch einen Nationalpark ist.

Die Wildnisstudie NRW (2022) bewertet das Gebiet „Egge Nord“ von allen Wildnispotentialflächen in NRW auf Platz 1 von 22. Das Gebiet „Egge Süd“ immerhin Platz 4.

In der Egge gibt es viele seltene Tierarten und besondere Areale. Vorhandene Arten: Wildkatze, zahlreiche Fledermausarten, Haselmaus, Schwarzstorch, Uhu, Sperlingskauz, Raufußkauz, Schwarzspecht, Grauspecht, Mittelspecht, Rotmilan, Schwarzmilan.

Besondere Areale:

  • Felsformationen und Schluchten
  • Etliche Höhlen mit seltenen Bewohnern
  • Quellen und Bäche
  • Mehrere Moore

In der Suchraumfläche Egge von 19.250 ha besteht darum für 71 % ein Schutzstatus (FFH, Vogelschutzgebiet, Naturschutzgebiet), das sind die besten Voraussetzungen für einen Nationalpark Egge.

Was ist mit Windkraft?

In einem Nationalpark wird es niemals Windräder geben. Auf- und Abbau benötigen breite Straßen und große Lichtungen. Für viele ist dies ein Argument für einen Nationalpark, da die Egge damit in großen Teilen dauerhaft der Windkraft entzogen bleibt.

Wie sieht die mögliche Gebietskulisse aus?

Genau bekannt ist noch nicht, wo der Nationalpark am Ende entstehen würde. Klar ist: Es werden Flächen des Landes NRW genutzt. Kommunen und Privatleute können – völlig freiwillig – auch Flächen beisteuern.

Unter dieser Annahme ergibt sich die folgende mögliche Gebietskulisse:

Welche Regeln gelten für Besucherinnen und Besucher eines Nationalparks?

Ein Nationalpark ist für alle Menschen das ganze Jahr kostenlos zugänglich. Besucherinnen und Besucher dürfen die Vielfalt eines Nationalparks auf eigene Faust entdecken, sofern sie sich an die Nationalparkregeln halten. Welche Schutzbestimmungen in einem Nationalpark erforderlich sind, wird im Rahmen der Nationalparkverordnung und des Nationalparkplans erarbeitet und abgestimmt.

Quelle: Landesregierung NRW

Wer verwaltet den Nationalpark und wer trägt die Kosten?

Nationalparke in Deutschland haben eine eigene Verwaltung, die vom jeweiligen Land finanziert wird. Diese umfasst neben den Personalkosten auch die Betriebskosten sowie die Finanzmittel zur dauerhaften Erfüllung aller Aufgaben und Maßnahmen der Verwaltung.

Quelle: Landesregierung NRW

Gibt es gesonderte Strategien im Umgang mit Wölfen?

Für die natürliche Rückkehr des Wolfs gilt das Ziel einer möglichst konfliktfreien Koexistenz von Mensch, Weidetierhaltung und Wolf. Hier findet das bisher praktizierte Vorgehen beim Wolfsmonitoring und der finanziellen Unterstützung der Weidetierhaltungen für Maßnahmen zur Förderung eines wolfsabweisenden Herdenschutzes Anwendung.

Gleiches gilt für die Gewährung von Billigkeitsleistungen bei wolfsbedingten Schäden nach Maßgabe der Förderrichtlinien Wolf. Sonderregelungen für die Gebietskulisse eines Nationalsparks sind – auch nach den bisherigen Erfahrungen im Nationalpark Eifel – nicht erforderlich.

Quelle: Landesregierung NRW

Wie geht man in Nationalparken mit Borkenkäfern um?

Der Borkenkäfer kann bei Waldnationalparken dazu beitragen den Lebensraum Wald zu entwickeln, da er natürliche Waldstrukturen fördert. Allerdings hat die Nationalparkverwaltung darauf zu achten, dass der Käfer nicht in benachbarte Wirtschaftswälder ausfliegt und dort Schäden anrichtet. 

So findet im Nationalpark Eifel die Pflanzung von Laubbäumen prioritär entlang der Grenzen zu angrenzenden Wirtschaftswäldern statt. Auf diese Weise entsteht dort ein laubholzreicher Waldriegel, der eine Ausbreitung von Borkenkäfern verhindern soll. Zur Flugzeit der Käfer kontrolliert die Nationalparkverwaltung zudem regelmäßig die Pufferstreifen auf Käferbefall und entfernt befallene Bäume.

Quelle: Landesregierung NRW

Ist der Bogenparcours Willebadessen von der Planung betroffen?

Ein klares Nein!

Der Bogenparcours Willebadessen liegt weitab von den Staatswaldflächen, auf denen der Nationalpark geplant würde. Da Nationalparke in Deutschland auch ansonsten keine Auflagen auf Nachbarflächen entfalten, ist der Parcours nicht betroffen!

Bild: Grün sind Staatswaldflächen – Suchraum Nationalpark